HERZOG: „GANZ ZUFRIEDEN BIN ICH SICHER NICHT“
Ein langes und aufregendes Jahr ging am Wochenende für den FC Flyeralarm Admira zu Ende.
Bevor die Kugel nun einige Woche ruht, hat sich Cheftrainer Andreas noch einmal Zeit für ein großes Interview genommen.
Im ersten Teil blickt Österreichs Rekordnationalspieler auf seine ersten Spiele als Vereinscheftrainer zurück und berichtet dabei über die Entwicklung der Admira in den letzten sechs Monaten.
Herr Herzog, als Kind verbrachten Sie durch Ihren Vater viel Zeit in der Südstadt. Hätten Sie damals ahnen können, dass Sie hier eines Tages Trainer sein werden?
Als Kind habe ich ja noch nicht einmal gewusst, dass ich eines Tages Fußballer werde, geschweige den Trainer (lacht). Meine Leidenschaft war immer schon groß für den Fußball und ich habe natürlich durch meinen Vater auch eine enge Beziehung zur Admira und der Südstadt, aber dass ich eines Tages Fußballer und später Trainer werde, habe ich damals nicht ahnen können.
Ihr erstes halbes Jahr als Admira-Trainer liegt nun hinter Ihnen. Wie zufrieden sind Sie rückblickend mit den letzten Monaten?
Ganz zufrieden bin ich sicher nicht. Wir haben einige Punkte, vor allem bei Heimspielen, unnötig liegen lassen, aber im Großen und Ganzen kann ich der Mannschaft keinen Vorwurf machen, weil wir fast alle Begegnungen von der ersten bis zur letzten Minute ausgeglichen gestalten konnten. Nichtsdestotrotz hätten wir einige Spiele mehr gewinnen können und wir sind noch lange nicht dort, wo ich mir das wünschen würde, aber es macht extrem viel Spaß mit den Jungs zu arbeiten.
Was war bislang Ihr persönliches Highlight bei der Admira im Jahr 2021?
Da gab es mehrere. Begonnen hat es mit dem Last-Minute-Ausgleich gegen WSG Tirol. Das war ein sehr schöner Moment. Zudem fällt mir da auch der Heimsieg gegen Austria Klagenfurt ein, nachdem wir ja kurzfristig sogar Erster waren (lacht), aber das war natürlich nur eine Momentaufnahme und jetzt müssen wir schauen, dass wir wieder ins Mittelfeld anschließen können. Die Mannschaft hat definitiv die Qualität dazu.
Letzte Saison hat die Admira in 18 Partien 44 Gegentore kassiert und 12 Punkte gesammelt. Im Gegensatz dazu hat das Team heuer nach 18 Partien 16 Punkte und 25 Gegentore auf dem Konto. Diese Zahlen sprechen für eine positive Entwicklung. Wie sehen Sie die Entwicklung dieser jungen Mannschaft seitdem Sie hier sind?
Eine Entwicklung ist nie abgeschlossen. Es handelt sich um einen Prozess und es schaut phasenweise sehr gut aus, wonach wir dann aber auch phasenweise sehr einfache Ballverluste haben und sehen, dass wir noch härter arbeiten und mehr ins Detail gehen müssen. Es hat natürlich eine Zeit gedauert, bis die Spieler unsere Philosophien und Ideen verstanden haben und es ist noch immer nicht so, dass wir, das, was wir uns vorstellen, Eins zu Eins auf dem Platz umsetzen. Das müssen wir noch verbessern, damit wir im Frühjahr auf ruhigere und erfolgreichere Zeiten entgegensteuern.
Im August sagten Sie in einem Interview, dass es Zeit wird, dass die jungen Spieler aufwachen, weil es sich in der Bundesliga nicht mehr um Nachwuchsfußball handelt. Konnten Sie die jungen Spieler mittlerweile an die Anforderungen der Bundesliga heranführen?
Den einen mehr, den anderen weniger. Da gab es leider einige Verletzungen mit wochenlangen Ausfällen. Es gibt hier einige talentierte Spieler, wie Filip Ristanic, Onurhan Babuscu oder auch Ilay Elmkies, die solche Probleme hatten. Das habe ich mir sicherlich ein bisschen anders vorgestellt, aber damit muss man rechnen. Es ist bei jungen Spielern klar, dass es immer Verletzungen oder Formschwankungen gibt. Fakt ist für mich, dass ich nur mit jungen Spielern weiterarbeiten möchte, bei denen ich sehe, dass das Feuer brennt und sie besser werden wollen. Als positives Beispiel kann man Lukas Malicsek hervorheben, der sich sehr gut entwickelt hat und ein wichtiger Faktor für uns in der Defensive auf der Sechs ist. Es sind definitiv viele junge talentierte Spieler bei der Admira, unter anderem auch Marlon Mustapha, den wir ausgeliehen haben. Seine Torquote muss er noch verbessern und ich denke, dass er, sofern ihm das gelingt, in den nächsten ein bis zwei Jahren auch an die Tür des Nationalteams klopfen wird, da wir in Österreich kaum Stürmer mit seinen Qualitäten haben.
Abschließend für den Rückblick, nachdem Sie jahrelang im Nationalteamfußball unterwegs waren, haben Sie sich persönlich mittlerweile an die Anforderungen als Vereinstrainer in der Bundesliga gewöhnen können?
Natürlich habe ich mich mittlerweile eingewöhnt. Es ist ein gewisser Vorteil, wenn man das Team täglich beim Training hat. Der Umfang ist natürlich viel größer und beim Nationalteam sind andere Gegebenheiten, da man dort von Länderspielwoche zu Länderspielwoche andere Spieler einberufen kann. Hier geht das natürlich nicht.
Interview von Matthias Gagula